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Die neuen Werte

Die neuen Werte

Luxus, das war mal ganz einfach definiert: teuer, exklusiv, mal mehr oder weniger Bling – je nach Land und persönlicher Vorliebe. Die Generation Z, Zegna statt Zara, hat aber andere Ansprüche: Marken sollen mehr als Logo plus Geschichte sein und Nachhaltigkeit, Diversität und soziale Verantwortung leben. Das zeigt auch unsere aktuelle Verbraucher-Umfrage, bei der zwei Drittel der befragten KonsumentInnen Haltung von Marken erwarten, die Nachhaltigkeit und Purpose als Marketing-Slogans nutzen. Pah, könnten die Bernard Arnaults und François-Henri Pinaults denken, aber die Post-Millennials machen mit 2,5 Milliarden den größten Bevölkerungsanteil der Welt aus. Deshalb werden die Luxuskonzerne grüner, sozialer, zirkulärer – kurz: nachhaltiger. Aber funktionieren Konsum und Fridays for Future überhaupt zusammen? 

Luxusmarken stehen mit hochwertigen Materialien und aufwändiger Handwerkskunst für Qualität und Langlebigkeit. Die meisten Kunden werfen leichtherziger ein Shirt für 5 Euro vom Fast-Fashion-Retailer in den Müll als ein Pendant für mehrere Hundert Euro. Trotzdem: Laut Greenpeace tragen die meisten ein Oberteil nur vier Mal, nachhaltig wird das Kleidungsstück erst, wenn wir es mindestens 30 mal aus dem Kleiderschrank holen. Ein bisschen Nachdenken schadet beim Kauf nicht: Kann ich das dandyhafte Samt-Sakko, den langen Rock mit Perlen-Applikation vielleicht auch downstylen und im Alltag tragen? Lohnt die It-Bag in Trendfarbe oder greife ich lieber zum Klassiker in neutralem Testa di moro oder Navy? Und bei wem kann ich mir einen Look abgucken, der nicht öko aussieht, aber nachhaltig ist? Unsere Stil-Vorbilder Suzie Cave, Ehefrau von Nick Cave und Designerin („The Vampire’s Wife”) oder Harry Styles meistern die Verbindung von Glamour und Gewissen bravourös. Popstar Styles ist darüber hinaus seit Jahren Markenbotschafter für Gucci. Die Italiener zählen zu den Brands, denen ein besseres Morgen ebenso am Herzen liegt wie High-Fashion. Euch geht es genauso? Dann sind das die Top-Label, die Spaß machen UND sustainable sind:


1. Stella McCartney
Für die 50-Jährige war Nachhaltigkeit selbstverständlich, lange, bevor andere darüber auch nur im Ansatz nachgedacht hätten. Schon seit 2001 verzichtet die Modedesignerin auf tierische Materialien. 2018 hat sie außerdem eine UN-Charta für nachhaltige Mode ins Leben gerufen, die Verpflichtungen rund um Rohstoffe, Designtechniken und Herstellung umfasst.
Bestes Invest: Die Handtaschen aus der kommenden Winter-Kollektion 22/23 sind aus Traubenschalen oder Pilzleder gefertigt. „All der Wein, den wir im Lockdown getrunken haben, wurde zu Handtaschen”, lacht die Designerin. Ab August erhältlich. 

2. Gucci
Im Film „House of Gucci” war mehr Mord als Moral, mehr Gaga als Green-Thinking. Und doch gilt das Haus rund um Präsident Marco Bizzari als Vorreiter für ein Mindset, das Zukunft, Ökologie und Luxus zusammenbringt. Schon letztes Jahr konnte das Unternehmen seinen ökologischen Fußabdruck um 40 Prozent reduzieren – vier Jahre früher als geplant. Mit der „Off The Grid"-Kollektion 2020 haben die Italiener eine Linie komplett aus organischen, recycelten und biobasierten Materialien kreiert. Öffentlichkeitswirksamer Beweis für das Umweltbewusstsein: Billie Eilishs Outfit aus Korsett und langem Rock bei der Met-Gala in New York im Mai hat Gucci-Designer Alessandro Michele komplett aus upgecycelten Materialien kreiert. 

Bestes Invest: Die Reisekoffer in Orange, Kobaltblau und Schwarz des Cicular-Lines-Konzeptes aus 100 Prozent recycelten Materialen. Trolley ab 1980 Euro. 

3. Cartier
Die „Tank”-Uhr trugen schon Andy Warhol und Catherine Deneuve, den Panthère-Armreif gibt es seit 1914. In Sachen Langlebigkeit oder Zeitlosigkeit kann man dem Schmucklabel per se nichts vormachen. Aber die Franzosen gehen ein Stück weiter: Wenig überraschend, dass Gold zu 90 Prozent recycelt wird. Löblich, dass alle Diamanten garantiert nicht aus Konfliktgebieten stammen und gemäß ethischer, sozialer und Umweltstandards geschürft und verarbeitet wurden. Beeindruckend, dass das Haus bereits seit 2009 klimaneutral ist. Vor wenigen Monaten hat Cartier-Chef Cyrille Vigneron auch die „Watch and Jewellery Initiative 2030” gestartet – mit dem Ziel, in der gesamten Schmuckindustrie Emissionen zu reduzieren, Ressourcen zu erhalten und Inklusion zu fördern.
Bestes Invest: Die „Tank Solarbeat” unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von der herkömmlichen Uhrenikone. Unter dem Zifferblatt aber sitzen Solarzellen, die sich durch die perforierten römischen Zahlen aufladen – und die Uhr 16 Jahre autonom am Laufen halten. Eine echte Innovation! Ab September, 2600 Euro. 

4. Chloé
Seit Gabriela Hearst als Kreativdirektorin in den Pariser Ateliers das Sagen hat, werden soziale und ökologische Verantwortung gepusht. Schon ihre erste Kollektion im März 2021 war über 400 Prozent nachhaltiger ist als die vorherige. Die gebürtige Uruguayerin verzichtet auf Polyester und Viskose, viele Materialien wie das Kaschmir entstehen aus rezyklierten Stoffen, und für die Chloé Craft Initiative werden Produkte von unabhängigen Kunsthandwerkern individuell angefertigt. Das Engagement geht aber noch weiter: Über 80 Prozent des weltweiten Teams sind Frauen, auch die Spitzenpositionen überwiegend weiblich besetzt. Neuestes Projekt: ein Open-Source-Tool, das auch anderen Modehäusern zur Verfügung gestellt wird, um soziale Auswirkungen in der gesamten Wertschöpfungskette zu identifizieren. 

Bestes Invest: Gute Laune macht hier nicht nur die Optik: Die bunten „Lou"-Flip Flops wurden in Zusammenarbeit mit Ocean Sole hergestellt, einer Organisation in Kenia, die angeschwemmte Flip Flops recycelt. 490 Euro.

5. Hermès

Seidencarrés und Leder-Accessoires – dafür steht das Traditionshaus. Aber auch bei Hermès wird umgedacht und mit neuen Materialen experimentiert. Erstmals in seiner 185-jährigen Geschichte haben die Franzosen eine Tasche aus einer veganen Alternative auf den Markt gebracht. Das Modell „Victoria“ wird aus Sylvania gefertigt, Basis ist das sogenannte Fine Mycelium aus fadenförmigen Pilzzellen. Der Mutterkonzern der Maison, LVMH – größtes Luxusgüter-Unternehmen der Welt, versucht in fast allen Bereichen mehr Verantwortung zu etablieren. Auf nona-source.com werden von allen dazugehörigen Marken übrig gebliebene Stoffe verkauft, das Programm „Life 360“ schreibt verbindliche ökologische und soziale Ziele bis 2030 vor. Um die Exzellenz der Materialien zu unterstreichen, baut Hermès außerdem Reparatur- und Pflegedienstleistungen global aus. 

Bestes Invest: Die Beauytlinie mit Lippenstiften und Nagellack ab 45 Euro ist quasi Hermès To-Go – und die Refill-Hüllen nachhaltig. Wer mehr investieren will: Die Victoria-Bag aus Pilzleder soll dieses Jahr noch auf den Markt kommen, für knapp 7000 Euro.

Für Fashion-Insider unter euch, empfehlen wir noch kleinere, nachhaltige Brands wie das Denim-Label Kings of Indigo, die Swimwear von Hunza G, das eigene Label der Chloé-Designerin Gabriela Hearst oder – ganz bequem – die exquisite Auswahl im Online-Shop für nachhaltige Luxus-Mode thewearness.com.